Der „lachende Dritte“ beim Drama am Norisring: Maximilian Götz krönt sich zum DTM-Champion
Dramen, Tränen, spektakuläres Rennen und grenzenloser Jubel – die DTM Norisring powered by BWT bot vor großer Kulisse ein furioses Finale. Am Ende jubelte vor allem einer: Maximilian Götz! Der 35-Jährige aus Uffenheim ließ sich im Ziel – und vor den Augen von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder – überschwänglich als neuer DTM-Champion feiern. Im Mercedes-AMG des HRT-Teams hatte Götz den Norisring im Griff, gewann das Samstagrennen und überquerte auch am Sonntag die Ziellinie als Erster. „Für mich geht ein Traum in Erfüllung! Ich bin sprachlos und einfach überglücklich“, sprudelte es nach der Zieldurchfahrt schon am Funk aus Götz heraus, der seine Tränen nicht verbergen konnte.
Maximilian Götz trat mit seinem Titelgewinn die Nachfolge von Audi-Werksfahrer René Rast an, der in diesem Jahr nicht an der DTM teilnahm, aber 2022 zurückkehrt. Götz war am Ende der „lachende Dritte“. Denn die beiden als Favoriten ins letzte Saisonrennen gestarteten Liam Lawson und Kelvin van der Linde gingen in einem dramatischen Rennen leer aus.
„Ich habe alles gegeben und immer gepusht. Ich wollte unbedingt meine Chance nutzen, und am Ende ist uns das gelungen. Das Qualifying war erneut unser Schwachpunkt, unser Boxenstopp erneut unsere Stärke. Ich kann mich nur bei Mercedes-AMG und bei unseren Teameigner Hubert Haupt bedanken, dass sie mir dieses Vertrauen und diese Möglichkeit gegeben haben.“ Götz ergänzte: „Am Ende war es ein Teamerfolg. Aber dieser Teamerfolg war nur möglich, weil wir am Ende in dieser Situation waren und sie genutzt haben. Jetzt freue ich mich auf eine große Party, und ich bade lieber in Champagner als im Dutzendteich, auch wenn das hier am Norisring eine Tradition ist.“
Im Kontrast zu Götz waren Enttäuschung und Wut bei Liam Lawson groß: „Natürlich bin ich enttäuscht und gemeinsam mit meinem Team extrem frustriert. Mein Team hätte diesen Titel so sehr verdient gehabt. Wieder vom gleichen Kerl getroffen zu werden, das sagt alles. Die erste Runde, die erste Kurve – was soll ich sagen“, ließ der 19-jährige Neuseeländer seiner tiefen Enttäuschung freien Lauf. Dagegen wirkte Kelvin van der Linde deutlich gefasster: „Die vielen Fans auf den Tribünen haben heute einiges erlebt. Der große Pokal für Rang drei in der Meisterschaft gebührt meinem Team, das mir immer ein perfekt vorbereitetes Auto hingestellt hat. Und 2022 greifen wir gemeinsam wieder an.“
Große Zufriedenheit herrschte bei DTM-Boss Gerhard Berger: „Unser wichtigstes Ziel für dieses Jahr war, Stabilität zu schaffen. Das haben wir erreicht. Wir hatten großartiges Racing mit erstklassigen Fahrern und Teams erlebt. Trotz aller Unsicherheiten konnten wir acht tolle Veranstaltungen durchführen. DTM Norisring powered by BWT war ein sehr gelungenes Finale mit unglaublich spektakulären Rennen. Der Norisring ist das Rückgrat der DTM. Wir hatten an diesem Wochenende eine fantastische Kulisse; schön, dass das wieder möglich ist. Die Entwicklung geht eindeutig in die richtige Richtung, es gibt viele positive Signale und wir blicken zuversichtlich auf 2022.“
Es war ein spektakuläres Rennen auf dem einzigartigen Stadtkurs. Schon in der ersten Kurve nach dem Start erwischte es den erst Meisterschafts-Führenden. Lawson, aus der Pole-Position direkt neben van der Linde gestartet, lag souverän in Front, als ein gewagtes Manöver des 25-jährigen Südafrikaners scheiterte und es zum Kontakt mit dem Red Bull-Ferrari kam. Lawson war damit raus aus dem Titelrennen, auch wenn er mit dem stark beschädigten Ferrari an letzter Stelle liegend über die gesamte Distanz langsam um den nur 2,3 Kilometer langen Norisring rollte und auf ein Wunder wartete.
Das zweite Drama traf Kelvin van der Linde. Als er sich nach seinem späten Pflichtboxenstopp mit kalten Reifen direkt vor Götz wieder ins Feld einsortierte, entwickelte sich ein mitentscheidender Zweikampf. Van der Linde gab alles, um vor Götz zu bleiben. Schließlich kam es zum Kontakt, bei dem Götz nur mit Glück und Können sein Auto abfangen konnte, während van der Linde einen Reifenschaden hinten links erlitt und nach einem Dreher sowie einem Reifenwechsel aus den Punkterängen herausfiel. Damit war der Weg frei für Maximilian Götz, dessen Markenkollegen, in erster Linie die beiden WINWARD-Piloten Philip Ellis (SUI) und der zu diesem Zweitpunkt führende Lucas Auer (AUT). Schließlich siegte Götz vor Auer und Maximilian Buhk (GER) im Mercedes-AMG von Mücke Motorsport mit der innovativen Space-Drive-Lenkung von Schaeffler Paravan. Auch Sophia Flörsch erlebte einen versöhnlichen Saisonausklang und fuhr im ABT-Audi als Neunte zum zweiten Mal in diesem Jahr in die Punkteränge.
Bereits am Samstag hatte das Ferrari-Team Red Bull AlphaTauri AF Corse den Titel in der Team-Wertung gewonnen, vor einer Woche in Hockenheim hatte sich Mercedes-AMG zum Hersteller-Champion gekürt, und bereits vor einigen Wochen war Liam Lawson vorzeitig Junior-Champion geworden.
Die DTM startet vom 29. April bis 01. Mai 2022 im portugiesischen Portimao in die neue Saison.