DTM-Krimi in Hockenheim: Nach viertem Saisonsieg Kelvin van der Linde punktgleich mit Liam Lawson an der Tabellenspitze
Wahnsinnige Spannung im DTM-Krimi in Hockenheim bis zur Zielflagge und am Ende ein überraschender Abschied: Kelvin van der Linde und Liam Lawson sind nach 13 von 16 Saisonrennen punktgleich mit 188 Zählern. Ebenfalls punktgleich mit 165 Zählern folgen in der Fahrerwertung Marco Wittmann und und Maximilian Götz. Der zweimalige DTM-Champion Wittmann blieb nach einer unverschuldeten Kollision in der ersten Runde erstmals in dieser Saison ohne Punkte. Was für eine Ausgangssituation für das Sonntagrennen in Hockenheim und das große DTM-Finale in einer Woche am Norisring. In der anschließenden Pressekonferenz überraschte Mike Rockenfeller mit der Verkündung, Audi nach 15 Jahren zum Saisonende zu verlassen.
Rockenfellers Teamkollege Kelvin van der Linde war der Mann des Tages. Mit dem Audi des Kemptener ABT-Teams fuhr der Südafrikaner aus der Pole-Position einen souveränen Sieg heraus. Zweiter wurde Alex Albon (THA) im AlphaTauri Ferrari, dessen Teamkollege Lawson erst in der letzten Runde den dritten Podiumsrang an den beherzt heranstürmenden Rockenfeller verlor. Maximilian Götz (GER), als Tabellenvierter ins Rennen gegangen, sah die Zielflagge mit dem Mercedes-AMG des Teams HRT als Fünfter.
„Das war ein sehr wichtiger Sieg. Der Erfolg war überfällig, vor allem fürs Team“, strahlte Kelvin van der Linde, der vom Auftakt in Monza bis Assen die Tabelle angeführt hatte. „Erstmals seit langer Zeit sind meine Eltern dabei. Ich freue mich sehr, dass ich in ihrer Anwesenheit diesen Sieg einfahren konnte.“ Sichtlich zufrieden war auch Alex Albon: „Vom neunten Platz in der Startaufstellung war es zunächst in der Startrunde sehr turbulent, aber ich konnte mich aus allem raushalten. Auch der Restart hat gut funktioniert, und so konnte ich suksessive nach vorne fahren, auch wenn diese Strecke uns nicht unbedingt entgegenkommt. Natürlich war es eine Überlegung, Liam (Lawson) zu helfen, aber ich konnte nicht so viel riskieren, zumal Mike (Rockenfeller) von hinten sehr schnell näher kam.“
Rockenfeller verabschiedet sich zum Saisonende von Audi
Mike Rockenfeller absolvierte vom 17. Startplatz einen beherzten Sprint aufs Podium. „Nach dem enttäuschenden Qualifying bedingt durch einen Defekt ist das natürlich ein tolles Ergebnis. In der letzten Runde ging es im Duell mit Liam (Lawson) hart zur Sache, das war für beide am Limit.“ Doch dann überraschte der gebürtige Neuwieder, der mit Audi einmal DTM-Champion wurde und auch die 24 Stunden von Le Mans gewann, mit dem Abschied vom Ingolstädter Automobilhersteller: „Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen: Ich werde nächstes Jahr nicht mehr für Audi in der DTM fahren. Ich möchte mich ausdrücklich bei Dr. Wolfgang Ullrich und Dieter Gass bedanken für all die Chancen, die sie mir bei Audi gegeben haben. Jetzt ist es Zeit für eine neue Herausforderung. Ich habe meine Zeit in der DTM bis zum heutigen Tag genossen, und gerade in dieser Saison macht es wieder richtig viel Spaß.“
Der große Verlierer am Samstag hieß Marco Wittmann. Der zweimalige DTM-Champion hatte schon im Qualifying mit Rang 13 das Nachsehen, im Rennen erwischte es ihn schon in der ersten Runde. Als der Inder Arjun Maini zu optimistisch die sechste Kurve auf der Innenlinie ansteuerte, touchierte er mit dem GetSpeed-Mercedes seinen Markenkollegen Lucas Auer (AUT), den Sonntagsieger von Assen. Auer drehte sich, Wittmann konnte Mainis Mercedes nicht ausweichen. Für Auer und Maini war das Rennen sofort beendet, während Wittmann alles versuchte, mit seinem beschädigten BMW von Walkenhorst Motorsport doch noch den einen oder anderen Punkt zu ergattern. Als dieses Bemühen endgültig aussichtslos war, rollte Wittmann an den Boxen aus. Bis Hockenheim war Wittmann der einzige DTM-Pilot, der in allen DTM-Rennen gepunktet hatte. Diese Serie ist nun gerissen.
Als das Rennen nach der Bergung von Mainis Mercedes zur sechsten Runde wieder freigegeben wurde, führte Kelvin van der Linde das Rennen vor Götz, Lawson und Philip Ellis (SUI, WINWARD-Mercedes-AMG) an. Durch die Pflichtboxenstopps zum Reifenwechsel gab es die üblichen Verschiebungen, aber der 25-jährige Kelvin van der Linde hatte das Rennen jederzeit unter Kontrolle. Dahinter tobte aber die Hatz um Punkte und Positionen. Ganz gleich, ob Timo Glock (GER) im ROWE-BMW gegen DTM-Rookie Marvin Dienst (GER) im Mücke-Mercedes oder Glock gegen DTM-Vizemeister Nico Müller, der sich ohne Berührung sogar mit seinem Rosberg-Audi drehte.
Sehr zur Freude der Zuschauer auf den Tribünen und im Fahrerlager nahm das Rennen mit jeder Runde an Spannung zu. Sah es zeitweise so aus, als könnte Lawson mit Unterstützung von Teamkollege Albon sogar Platz zwei erobern, so wurde der Neuseeländer in der letzten Runde noch von Rockenfeller vom Podium verdrängt und musste auf den letzten Metern noch aufpassen, dass nicht auch Götz vorbeizog. Das Podium hätte die weitere Tabellenführung für Lawson bedeutet, doch es wurde ein Gleichstand, der die DTM noch spannender macht.
Die nächste Krimi-Folge startet am Sonntag um 13:30 Uhr (ab 13:00 Uhr live in SAT.1) wiederum in Hockenheim. Das große DTM-Finale mit den letzten beiden Saisonrennen steigt nur eine Woche später (08.-10. Oktober) auf dem traditionsreichen Norisring in Nürnberg.